#161 Erweiterung der IHK
#161 | 2024 | Oldenburg | Erweiterungsbau der IHK, Oldenburg
Standort: Oldenburg
Leistungen: Realisierungswettbewerb
BGF: 2333 m²
IST-Situation
Die IHK in Oldenburg liegt in einer strategisch günstigen Lage zwischen dem Hauptbahnhof und der Innenstadt. Diese zentrale Position macht sie zu einem bedeutenden Knotenpunkt für Wirtschaft und Handel in der Region. Die unmittelbare Nachbarschaft besteht aus einer Mischung von historischen und modernen Bauten, die das dynamische und vielfältige Stadtbild von Oldenburg widerspiegeln.
Vision und Konzept
Der Neubau der IHK in Oldenburg ist als harmonische Ergänzung des bestehenden Bestandsbaus konzipiert, durch seine prägnante Kubatur schließt der Neubau die Randbebauung ab und fügt sich nahtlos in das städtebauliche Gefüge ein. Gleichzeitig öffnet er sich dynamisch zur markanten Ecksituation, wodurch eine einladende und repräsentative Geste gegenüber dem öffentlichen Raum entsteht. Diese Öffnung betont den Zugang und stärkt die Präsenz der IHK im Stadtbild. Das Gebäude schließt auf allen Ebenen fließend an den Bestandskörper der IHK an und schmiegt sich wie ein schützender Arm um diesen. Diese Umarmung des Bestandsbaus verstärkt den Eindruck einer zusammenhängenden Einheit und ermöglicht einen funktionalen Austausch zwischen Alt und Neu. Ein zentrales Element des architektonischen Konzepts ist die klare Rasterung, welche die Struktur des Neubaus bestimmt und respektvoll an das Raster des Bestandsbaus anschließt. Innerhalb dieses Rasters entsteht durch das Hinzufügen und Entfernen einzelner Kuben eine spannende und dynamische Kubatur, die nicht nur architektonisch ansprechend ist, sondern auch außergewöhnliche Außenbereiche schafft. Die Rückstaffelung gewährleistet einen respektvollen Dialog zwischen den Baukörpern, betont den Wert des historischen Erbes und gewährt auch weiterhin den vollen Blickbezug auf den historischen Bestand.
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Grundriss und Raumaufteilung
Der Grundriss des IHK-Neubaus zeichnet sich durch eine klare Rasterstruktur aus, die eine hohe Flexibilität und multifunktionale Nutzung ermöglicht. Dieses Raster erlaubt es, die Räume je nach Bedarf variabel zu gestalten und an zukünftige Anforderungen anzupassen. Dadurch wird das Gebäude nicht nur funktional, sondern auch langfristig effizient nutzbar. Zentrales Element des Grundrisses ist die Mittelspange, die die Nebenflächen organisiert, um diese Zone herum sind die offenen Büroflächen entlang der Fassaden angeordnet, wodurch eine lichtdurchflutete und offene Arbeitsatmosphäre entsteht. Diese Anordnung maximiert den natürlichen Lichteinfall und bietet den Nutzern Ausblicke in die Umgebung.
Durch die Schaffung eines neuen Aufzuges im Gebäudeübergang gelingt eine barrierefreie Verbindung zwischen dem Bestandsbau und des Neubaus, ohne dabei in das statische System des Bestandes einzugreifen. Im Erdgeschoss generiert das umschließende Foyer öffentliche Bereiche und schafft dennoch eine Abtrennung zu den zwei privaten Riegeln. Diese offene Gestaltung im Eingangsbereich schafft eine einladende Atmosphäre und betont die repräsentative Funktion des Gebäudes. Die mittleren Etagen des Neubaus sind den Büronutzungen gewidmet. Hier findet die flexible und offene Raumgestaltung ihre Fortsetzung, was eine optimale Nutzung der Flächen für verschiedene Arbeitsformen ermöglicht. Von Einzelbüros bis hin zu Großraumbüros oder Co-Working-Bereichen können die Flächen vielfältig bespielt werden. Im 5. Obergeschoss befinden sich die repräsentativen, halböffentlichen Räumlichkeiten. Hier wird der funktionale Charakter des Gebäudes mit einer gewissen Exklusivität kombiniert, die den besonderen Anforderungen an Repräsentation gerecht wird.
Materialität
Die Materialität des Neubaus spiegelt den bewussten Umgang mit regionalen Baukulturen und schafft zugleich eine moderne und repräsentative Präsenz. Der Baukörper ist klar gerastert, wobei die Fassade durch horizontale und vertikale Klinkerlisenen gegliedert wird. Die Klinkerlisenen, verkleidet mit hellrötlichen Riemchen, welche aus einer Ziegelei aus dem Umland bezogen werden, betonen die regionale Verankerung und erzeugen eine bodenständige, zugleich warme und einladende Wirkung, Die klare Gliederung der Fassade durch das Raster und die Klinkerlisenen verleiht dem Baukörper eine elegante Struktur, während die großflächigen Fensterfronten Offenheit und Transparenz signalisieren. Ein besonderes Merkmal der Fassadengestaltung ist die Durchgängigkeit der Materialien. Die Klinkerfassade des Neubaus zieht sich elegant über den Bestandsbau hinweg, wodurch eine optische Einheit zwischen Alt und Neu entsteht. Diese Fassadengestaltung verstärkt das Bild eines zusammenhängenden Bauensembles und lässt den Neubau und den Bestand als Ganzes erscheinen. Im Innenhof des Gebäudekomplexes wird die Materialität durch eine vertikale Begrünung ergänzt, diese grünen Elemente setzen einen lebendigen Akzent und schaffen einen ansprechenden Kontrast zur Klinkerfassade.
Außenanlagen und Parkpalette
Die geplante Parkpalette am IHK-Neubau bietet eine wirtschaftliche Systembau-Lösung für den ruhenden Verkehr und schafft mit 47 Stellplätzen für PKWs und 75 Stellplätze für Fahrräder eine optimale Ausnutzung des begrenzten Innenhofbereichs, ohne in die umliegenden Grundstücke einzugreifen. Eine der beiden Parkebenen führt in die Kellergeschossebene, während die andere auf Erdgeschossniveau angesiedelt ist. Neben der Stafflung der Dachebene, welche die problemlose Anlieferung gewährleistet, sorgt auch die kompakte und effiziente Anordnung der Stellplätze dafür, dass die natürliche Belichtung der umliegenden Gebäude nicht beeinträchtigt wird. Durch die vertikale Begrünung der Fassaden sowie die Ausbildung einer Dachbegrünung wird die Parkpalette optisch und ökologisch aufgewertet. Das Dach hat eine zusätzliche Funktion: Es ist als begehbare Aufenthaltsfläche gestaltet, die vom 1. Obergeschoss aus zugänglich ist und den Mitarbeitenden der IHK für Pausen, informelle Treffen oder zur Erholung zur Verfügung steht. Diese Kombination aus Parkfläche und begrüntem Dach schafft nicht nur einen ökologischen Mehrwert, welcher das Mikroklima des Areals verbessert, sondern auch eine angenehme Aufenthaltsqualität und Aufwertung des Innenhofes.
Klimaanpassungsmaßnahmen
Der IHK-Neubau in Oldenburg setzt auf ein durchdachtes Konzept zur Klimaanpassung, das sowohl ökologisch als auch funktional überzeugt. Die bodengebundene Vertikalbegrünung der rückwärtigen Fassade sowie der Fassade der Parkpalette verbessern die Luftqualität, tragen zur Lärmdämmung bei und schaffen einen ästhetisch ansprechenden, grünen Innenhof, der gleichzeitig Schutz vor Überhitzung bietet. Zusätzlich ist die Dachebene der Parkpalette sowie die des Neubaus als begrünte Fläche gestaltet. Dieses Gründach wirkt als natürliche Klimaanlage, indem es Hitze absorbiert und die Verdunstungskühlung fördert, was besonders an heißen Tagen den Innenhof kühlt sowie als natürliche Retentionsfläche dient. Ergänzend zu diesen begrünten Flächen wird das Dach des Neubaus und das Dach auf der Südseite des Bestandbaus mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, die einen wichtigen Beitrag zur klimafreundlichen Energieversorgung des Gebäudes leisten. Im Innenraum des Gebäudes sorgen intelligente Be- und Entlüftungssysteme für eine optimale Luftzirkulation. Unterstützt wird dies durch den Einsatz von Heiz- und Kühldecken, die sowohl für die Beheizung als auch die Kühlung der Räume verantwortlich sind und somit für ein angenehmes und energieeffizientes Raumklima sorgen. Im Innenbereich sorgen Rollos und im Außenbereich Raffstoren für einen effektiven Sonnen- und Sichtschutz.
Fazit
Der Entwurf zu dem IHK-Neubau in Oldenburg vereint auf gelungene Weise moderne Architektur, Funktionalität und nachhaltige Klimaanpassungsmaßnahmen. Durch die klare und flexible Grundrissgestaltung, die regionale Materialität sowie die harmonische Verbindung von Neubau und Bestand entsteht ein Gebäude, welches die Präsenz der IHK stärkt und ihre Sichtbarkeit im Stadtbild deutlich erhöht. Dieses repräsentative Bauwerk unterstreicht die zentrale Rolle der IHK und schafft einen markanten, zukunftsweisenden Standort.